Calling All Dawns: Stück für Stück (Teil 7)

Der siebte Teil unserer Vorstellung des Weltmusikalbums „Calling All Dawns“ beschäftigt sich mit den letzten beiden Titeln der „Dämmerung“ und markiert damit auch das Ende der Reihe.

11. Sukla-Krsne

Der vorletzte Titel des Albums bleibt wie die vorhergehenden Titel des dritten Satzes im geographischen „Osten“: Nach Israel und Persien, geht es weiter nach Indien.

Der Liedtext ist ein Teil der Bhagavad Gita – eine der zentralen Schriften des Hinduismus. Er stellt ein Zwiegespräch zwischen dem Gott Krishna – als irdische Verkörperung des höchsten Gottes Vishnu – und dem Prinzen Arjuna – die zentrale Heldenfigur des Mythos – dar. Nach allerlei Beschwerlichkeiten, kurz vor der alles-entscheidenden Schlacht hat der Held Zweifel, gegen Verwandte, Lehrer und ehemalige Freunde in den Kampf zu ziehen. Um Arjuna zu überzeugen, erteilt Krishna ihm eine philosophische Unterweisung über den Kreislauf des Lebens: Ein Ableben am Tag führt zur Befreiung von irdischen Lastern, während der Tod in der Nacht zur Wiedergeburt führt. Er soll sich von irdischen Besitztümern lossagen und sich damit einen Platz in Vaikuntha (dem „Paradies“) sichern.

Logos IMPULS, Bundesmusikverband Chor & Orchester e.V, Förderprogramm Neustart Kultur & der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Dieses Projekt wird im Rahmen des bundesweiten Programms IMPULS gefördert.

„Suklas-Krsne“ bedeutet aus Sanskrit ins Deutsche übersetzt „Licht und Dunkelheit“ und stellt damit die Dualität zwischen der Wiedergeburt und dem Jenseits dar. Der Dialog zwischen Solist (Arjuna) und Chor (Krishna) findet sich dabei zusätzlich in der Musik wieder: Die Stimmung der Begleitmusik wechselt zwischen den verschiedenen Sängern: „Stolpernde“ und verworrene Rhythmen gehen über einen Mittelteil mit wechselnden Themen zu einem entschlossenen Finale über.

12. Kia Hora Te Marino

Der letzten Titel des Albums erinnert mit Melodie und Rhythmus an „Baba Yetu“ zu Beginn des Albums. Kia Hora ist ein Sprichwort der Maori – der Ureinwohner Neuseelands. Während der genaue Urheber auf Grund der mündlichen Überlieferung nicht sicher genannt werden kann, vermutet man Rangawhenua – einen Weisen aus der Region King Country im Westen der Nordinsel Neuseelands.

Während die genau wörtliche Übersetzung des Textes problematisch ist, basiert die Variante, wie sie Christopher Tin genutzt hat, auf dem Gruß für Reisende „May peace be widespread“ oder (sehr) frei übersetzt „Mögest du Frieden finden“! Dieser Gruß sei angeblich gegenüber einem Häuptling im 18. Jahrhundert vor seiner Reise nach England ausgesprochen worden, während andere Übersetzungen und Deutungen sich im Detail und Herkunft unterscheiden.

Die Kernaussage der verschiedenen Deutungsweisen ist allerdings ähnlich und bildet mit diesem Segen einem gebührenden „Abschluss“ des Albums. Während inhaltlich u.a. traditionelle Maori-Aufführungsformen wie der Sprechgesang “Whaikorero” genutzt werden, findet man viele musikalisch Themen des Albums in Auszügen wieder – vor Allem vom Tag und von anderen Liedern der Dämmerung, aber auch zentrale positive Aussagen des zweiten Satzes.

Das Lied endet auf dem gleichen Akkord und einer identischen Gesangsfigur wie der Beginn des ersten Titels „Baba Yetu“ und schließt damit musikalisch den immer wiederkehrenden Kreislauf aus Leben, Tod und Wiedergeburt.