Entnommen aus der RNZ vom 24.12.2015 von Günter Östringer
Zum Jahresende bot der Musikverein Eintracht mit dem Winterkonzert in der Turn- und Festhalle ein unvergessliches Konzerterlebnis mit überraschenden Einfällen. Das üppig besetzte Orchester bot mit Originalkompositionen der gehobenen Kategorie einen sinfonischen Sound. Ideenreich in der Auswahl der Stücke und souverän durch alle Klippen führend, war wie immer Dirigent Carsten Göbel. Nach eifriger Probenarbeit legte er mit dem Orchester eine wahrhafte „Punktlandung“ hin.
Nach einem Jahr „Abstinenz“ zeigte sich in diesem Jahr wieder ein neu formiertes Jugendorchesters. Unterstützt mit bereits im Stammorchester aufgenommenen „älteren“ Jugendlichen begannen sie sehr schwungvoll mit „Ceremonium“. Sehr ausgefeilt zeigten sie sich in den Rondoteilen mit den wiederkehrenden Anfangsmotiven. Wie im Weihnachtsprogramm verschiedener Sender, so präsentierte auch die Kapelle den Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ nur eben in musikalischer Form. Hervorragend meisterte das Jugendorchester auch den rhythmisch geprägten Song „Happy“ von Pharrell Williams. Als Rockversion spielten sie dann „Merry Christmas and a Happy New Year“.
Als in Hamburg, beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ nach einigem Bangen die Sieger feststanden, war für die 14-jährigen Tim Brucker aus Rettigheim mit seiner Östringer Partnerin Hannah Schwarz (und dem Leiter des Ensembles, Rüdiger Burkhard) die Freude riesig: Sie erhielten einen ersten Preis als Schlagwerk-Duo. Erstmals konnten sie damit den „Olymp“ der Jugendmusik erklimmen. Mit einem Paukenschlag eröffneten sie nun in mitreißender Klangfülle beim Konzert ihre Auszüge aus dem Wettbewerbsrepertoire. Die beiden „Vollblutmusiker“, sie am Marimbafon, er an Vibrafon, Trommel, Gong, Congas und Becken, beherrschten ihr gewaltiges Schlagwerk bei den Stücken „Rush out“ und „Entanglement“ mit fein dynamischer Abstufung. Die Lockerheit war auf der ganzen Linie zu erkennen; bei der Länge der Stücke auch eine außergewöhnliche Gedächtnisleistung. Es war ein Hörerlebnis der besonderen Art, das die Zuhörer mit stürmischem Beifall honorierten.
Besondere Leckerbissen gab es weiter nach der Pause mit dem Erwachsenenorchester, dessen verschiedene Musiker das Publikum mit Informationen zu den Stücken bestens versorgten. Der sinfonische Marsch „Guardians of Peace“, die Wächter des Friedens, ist der US-amerikanischen Atlantikflotte in Norfolk/Virginia gewidmet und honoriert in besonderer Weise ihr Engagement und ihre Präsenz bei der Erfüllung von humanitären und friedlichen Aufgaben in der ganzen Welt. Das Orchester präsentierte den Marsch mit hymnischem Beginn und interessanten fanfarenartigen Einwürfen.
Mit fabelhafter Interpretation bei den zwei Sätzen „Romance“ und „Rondo“ aus Mozarts Hornkonzert Nr. 3 begeisterte Solohornist Frank Fischer, der mit dem Blechbläserensemble „VollBRASS“ beim SWR-Blechduell unter 120 Teilnehmern den vierten Platz belegte. Er begeisterte mit vorzüglichem, dunkel-samtigem Klang mit ungemein sicherer Technik und einfühlsamer Musikalität vor allem in den Rondo-Teilen.
Das Tongedicht „Die Hexe und die Heilige“ basiert auf dem historischen Roman von Ulrike Schweikert. Während die tugendhafte Helena ins Kloster geht, lernt ihre eigenwillige Zwillingsschwester Sybilla die dunklen Geheimnisse der Mächtigen kennen und wird als Hexe bezichtigt. Schließlich nimmt sie sich das Leben. Der Komponist Steven Reineke nutzt mit der Programmmusik meisterlich die Möglichkeiten eines sinfonischen Blasorchesters. Das Orchester legte eine höchste Ausdruckkraft an den Tag, bei der man die Motive von Flucht und Bedrohung, von Hexe und Heiliger leicht erkennen konnte.
Eine weitere besonders anspruchsvolle Herausforderung für die Musiker war der Soundtrack zum US-amerikanischen Piratenfilm „Fluch der Karibik“. Beim letzten Stück, dem „Dixieland Jam“ brillierte die sechsköpfige Combo mit Marcel Weißert (Trompete), Leah Gramlich (Klarinette), Marius Vogel (Posaune), Oliver Eschelbacher (Tenor-Saxofon), Bernhard Bös (Tuba) und Tim Brucker (Schlagzeug) begleitet vom Orchester.
Das Publikum gab stürmischen Beifall und verlangte eine Zugabe, die mit dem „Böhmischen Galopp“ gern gegeben wurde. Nach dem Weihnachtslied „In heil’ger Nacht“ dankte Vorstand Oliver Eschelbacher den Aktiven und Besuchern, vor allem aber Dirigent Carsten Göbel, dem vorzüglichen „Maestro“ des Abends.