Entnommen aus der RNZ vom 24.12.2014 von Günter Östringern
Der Musikverein Rettigheim bot unter dem Motto „Tierisch und Tropisch“ ein abwechslungsreiches Programm
Tradition steht in der Adventszeit hoch im Kurs: Adventskränze, Lichterketten und Weihnachtsmärkte stimmen auf das Christfest ein. In Rettigheim gehört zur vorweihnachtlichen Tradition das Winterkonzert des Musikvereins, bei dem die Besucher stets gerne die Weihnachtslieder mitsingen.
Doch diesmal wurden die Zuhörer entgegen der Winterzeit unter dem Motto „Tierisch und Tropisch“ in warme Gefilde entführt. Es ging in die Regenwälder von Malaysia, in den afrikanischen Busch und den südamerikanischen Dschungel. Die Musik erzählte dabei von Löwen, Affen, Elefanten und exotischen Vögeln. Neben originaler Bläserliteratur lag der Schwerpunkt auf Filmmusik, ins-besondere auf den Zeichentrickfilmen der Disney-Studios. Dafür gab es einen Grund: Der einfallsreiche Dirigent Carsten Göbel hat mit zehn Jungmusikern den ersten Teil des Programms gestaltet, so gab es diesmal kein separates Programm für die Jugendmusiker.
Das „große Orchester“ startete furios mit dem rockigen „Welcome to the Jungle“ und landete durch kraftvolle Klangdichte und mitreißende Rhythmen gleich zu Beginn einen Volltreffer. Stark setzten sich die einzelnen Register mit dem Thema in Szene, dem der reich bestückte Schlagwerksatz die Krone aufsetzte. Mit einschmeichelnden Melodien, garniert mit sinfonischen Elementen, wurden auch bei der Filmmusik des „Dschungelbuchs“ die einzelnen Themen nuanciert gestaltet. Mit einer geheimnisvollen Einleitung kam „Ghosts of the Taman Negara“ daher. Dramatisch mit kerniger Ausstrahlung gestaltete sich dann die Suche nach den Geistern (Tigern) im großen Wald von Malaysia.
Mit der Musik aus dem Film und Musical „Tarzan“ gelang eine Hommage an den berühmten Sänger Phil Collins. Das Orchester präsentierte sich mit einer geschlossenen Klangfarbe, das Schlagwerk spielte kraftvoll seine Rolle. Musikalisch dargestellt wurde auch die Geschichte des „Königs der Löwen“: wie der junge Löwe Simba von seinem Vater Mufasa auf den „Kreislauf des Lebens“ vorbereitet wird. Nach der Eröffnungsfanfare hebt die bekannte Melodie an und schließlich kommt das Stück zu einem Choral-artigen, klangvollen Abschluss.
Mit der überaus anspruchsvollen Komposition zu „King Kong“ ging es nach der Pause gleich wieder in die Vollen. Die Filmmusik erzeugt durch Dissonanzen eine düstere Atmosphäre, ehe durch ruhige Passagen dargestellt wird, wie sehr King Kong von der Frau fasziniert ist. Schließlich zeigt man ihn durch gleiche Tonfolgen des Staccato als wildes Tier. Mit „Os Passaros do Brasil – Die Vögel Brasiliens“ gibt Komponist Kees Vlak der brasilianische Kultur mit schneller Rhumba, Bossa Nova und Samba musikalisch Ausdruck. Die „Bunten Vögel“ im ersten Satz verweisen auf die Menschen dort im Schmelztiegel der Kulturen. Im zweiten Satz, „Traurige Taube“, ist ein Mädchen gemeint, dem die Beine vor lauter Samba schmerzen. Der Satz „Die Vögel des Karnevals“ führt mitten hinein in die Straßen von Rio mit ausgelassener Stimmung und tanzenden Menschen. Das Orchester spielte effektvoll mit mitreißenden Klangwirbeln; Markus Reiß war an den Congas in seinem Element und Carolin Hotz imitierte die Vogelstimmen auf einer Pfeife. Beschlagen zeigte sich auch der junge Tim Brucker auf der Buschtrommel beim Stück „Jungle“.
Mit genialer Programmmusik überzeugte das Orchester, das die Fantasie der Zuhörer beflügelte und Bilder von exotischen Vögeln, Elefanten und Affen im Dschungel vorm geistigen Auge entstehen ließ. Als plötzlich Kannibalen auftauchten, imitierte man musikalisch einen Aufschrei. Das begeisterte Publikum überschüttete die Musiker geradezu mit Beifall. Ohne Zugabe („Rudolph the red-nosed Reindeer“) kamen sie nicht von der Bühne. Mit Fug und Recht kann man sagen, das war die hohe Kunst der Blasmusik. Der Vorsitzende Oliver Eschelbacher dankte am Schluss den zahlreich erschienenen Zuhörern, die stets durch die Moderation der einzelnen Musiker gut informiert wurden. Vor allem lobte er das Orchester mit „Dschungelführer“ Carsten Göbel, das stets aufgrund intensiver Probenarbeit den hohen Qualitätsanspruch unter Beweis stelle.