Winterkonzert 2019 – Rückblick

Nachdem der Musikverein bereits 2016 sein traditionelles Winterkonzert in der Rettigheimer Pfarrkirche veranstaltete, das von den Gästen sehr viel Zuspruch erhielt, wurde von den Verantwortlich beschlossen, dies turnusgemäß zu wiederholen: So fand dieses Jahr am dritten Adventsonntag in der Kirche St. Nikolaus das alljährliche Winterkonzert des Musikvereins statt.
Punkt 17 Uhr eröffnete das Blasorchester die Veranstaltung bei komplett gedimmter Beleuchtung mit den Klängen der Ouvertüre zu „Also sprach Zarathustra“ – dem Komponisten nach die Vertonung eines Sonnenaufgangs; entsprechend gingen auch allmählich alle Lampen und Scheinwerfer im Altarraum an. Dabei erklang zum 39-köpfigen Blasorchester noch ein ganz besonderes Instrument: Tim Brucker spielt im Musikverein nicht nur Schlagwerk, sondern beherrscht auch die Kirchenorgel, die an diesem Abend noch mehrmals erklingen sollte.


Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Oliver Eschelbacher führten Christine Essele und Karin Eschelbacher eloquent durch das Programm. Carl Wittrocks „Lord Tullamore“ entführte die Zuhörer musikalisch auf die grüne Insel Irland in die gleichlautende Stadt Tullamore: Ein von den Holzbläsern getragene Jig – ein irischer Tanz – im 6/8 Takt wechselte sich ab mit den Klängen eines wilden Rittes durch die Region, gefolgt von einer Fanfare, die am Hofe eben dieses Lord Tullamore erklungen sein könnte: Das sowohl technisch als auch klanglich fordernde Stück wurde vom Orchester unter der Leitung der Dirigentin Christiane Weinmann bravourös gemeistert.
Die „Slavonic Folk Suite“ ist eine Reminiszenz des amerikanischen Komponisten Alfred Reed an sein eigenes Werk „Russian Christmas Music“: Im ersten der zwei Sätze brachte das Orchester ein russisches Kinder-Weihnachtslied aus dem 16. Jahrhundert zu Gehör, während der zweite Satz die Klänge der byzantinisch-orthodoxe Kirche im Blasorchester wiedergibt: Nach einem ruhigen Intro führten die Blechbläser das Stück zum Höhepunkt, für den Röhrenglocken und Gong den musikalischen Teppich bereiteten.
Nach so viel sinfonischer Blasmusik folgte mit einem Werk aus Tschaikowskis Ballett „Der Nussknacker“ ein „Klassiker“ der Konzertliteratur: Im Blumenwalzer zeigten die Holzbläser technische Finesse, während die Blechbläser die weltbekannte Melodie gekonnt intonierten.
Ennio Morricone ist vor Allem für seine unvergessliche Filmmusik zu Western bekannt, hat aber noch viele weitere Werke geschaffen. Reiner Knopf brillierte auf seiner Trompete mit einem Solo aus „Morricones Melodie“, das der italienische Komponist für den Film „Mission“ geschrieben hat.
Gerade beim darauffolgenden Titel „Doxology“ merkte man, dass die Dirigentin die Stückeauswahl sowohl musikalisch als auch inhaltlich auf den Veranstaltungsort zugeschnitten hat: Doxologie ist der Fachbegriff für eine gebetsabschließende Lobpreisung Gottes. Blasorchester und Kirchenorgel verschmolzen in der Komposition des Amerikaners Jerbrel Bowens zu einem beeindruckenden Klangkörper.
Neben der Kirchenorgel hatte der Musikverein für den Konzertabend weitere musikalische Unterstützung aufgeboten: Der Chor „New Voice“ übernahm bei dem auf Suaheli gesungenen „Baba Yetu“ die Führung, während das Blasorchester mit komplexen afrikanischen Rhythmen und solistischen Instrumentaleinlagen gekonnt begleitete.
Der Titel „Baba Yetu“ heißt aus Suaheli ins Deutsche übersetzt „Vater Unser“ und ist die mehrfach ausgezeichnete Titelmelodie des Computerspiels „Civilization“.
Bei „Oceans (Where Feet May Fail)“ präsentierte sich New Voice weiterhin vielseitig: Solo-Sängerin und Chor brachten das Stück der christlichen australischen Band Hillsong United in englischer Sprache zu Gehör begleitet vom Chorleiter Reiner Oberbeck am Piano.
Der gleichnamige Berg Pilatus ist Schauplatz der sinfonischen Tondichtung Pilatus: Mountain of Dragons, in der der Komponist Steven Reineke historische Berichte über Drachensichtungen in der Region aufgreift: Energiegeladene Abenteurer besteigen eben diesen Berg und stellen einen Drachen zum Kampf. Nachdem sie unterliegen, flehen sie um Vergebung und Erbarmen und werden durch den Großmut des Drachen zu Offenheit und Großherzigkeit inspiriert.
Das Blasorchester präsentierte sich bei dem monumentalen Werk noch einmal in Höchstform: Harmonische Soli in Alt-Saxophon, Waldhorn, Oboe und Euphonium wechselten sich mit technisch anspruchsvollen Tutti-Passagen ab, beabsichtigte Dissonanzen lösten sich in wohlklingende Harmonie auf; das Ganze im Finale noch einmal durch den Raum-füllenden Klang der Orgel unterstützt.
Den Abschluss des Konzertprogrammes markierten Chor und Blasorchester gemeinsam mit der „Hymn to Freedom“, einer Titelmelodie der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der sechziger Jahre, die ein Zeichen für Gleichheit und Einigkeit setzen soll.
Stehende Ovationen der Konzertbesucher erklatschten die Zugabe „Ammerland“ aus der Feder Jacob de Haans, das die Zuhörer musikalisch in die bei Oldenburg gelegene Region entführte und Bilder von Seen, Rapsfeldern und Auen beschwörte. Zum Schluss eines beindruckenden, klangvollen Konzertes verabschiedete der Musikverein „Eintracht“ und der Chor „New Voice“ die Gäste mit einem traditionellen Weihnachtsliederpotpourri in den Rest der Adventszeit und stimmte alle Anwesenden auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein.